Spektakulärer Zugang: Hattersheimer Stadtarchiv erhält Gerichtsbuch aus dem 16. Jahrhundert

Spektakulärer Zugang: Hattersheimer Stadtarchiv erhält Gerichtsbuch aus dem 16. Jahrhundert

Das Hattersheimer Stadtarchiv freut sich über einen ganz besonderen Zugang. Im Zuge der Eröffnung des Stadtmuseums am 21. Mai 2023 übergaben Angelika Müller und Walter Kummer dem Archiv ein Gerichtsbuch der Gemeinde Hattersheim, dessen erste Einträge aus dem Jahre 1549 stammen.

„Eine beeindruckende Archivalie hat ihren Weg in unser Archiv gefunden“, freut sich Erste Stadträtin Heike Seibert. „Mit einem Alter von nahezu 500 Jahren ist das Gerichtsbuch nunmehr das älteste Archivgut, das wir bewahren!“

Gerichtsbücher sind bis in das 19. Jahrhundert hinein geführte Schriften, in welchen die Verhandlungen der Gerichtsbarkeit eingetragen wurden. Gegenstand der gerichtlichen Auseinandersetzungen konnten beispielsweise Grundstückskäufe und -verpfändungen, Güterschätzungen, Nachlassangelegenheiten, Sühnegeldzahlungen

und vieles mehr sein. Diese Eintragungen besaßen den Charakter und die Beweiskraft von Urkunden. Gerichtsbücher haben somit einen hohen Quellenwert, da die Dokumentationen von Rechtsgeschäften zahlreiche Informationen über die betreffenden Ortschaften und Familien bereithalten. Dies ist auch beim nun im Stadtarchiv lagernden Gerichtsbuch der Fall. Es ist zudem Beleg für die frühe Selbstverwaltung der Gemeinde.

Die Herrschaft im Dorfe war einst unter diversen Grundherren aufgeteilt, welche natürlich ihre eigenen Organe besaßen. Hier sind vor allem die aus Schultheißen und Schöffen bestehenden Hubengerichte des St. Stephansstifts und der Abtei Altmünster zu nennen; seit Mitte des 14. Jahrhunderts hatte zudem das Gericht in Hofheim in Hattersheim eine übergeordnete Rolle inne. Eine Situation, die immer wieder zu Konflikten führen konnte. Bereits ab dem 15. Jahrhundert bildete sich in Hattersheim dann eine eigene Ortsgerichtsbarkeit heraus – ab 1668 führte die Gemeinde endgültig ein eigenes Gericht mit Siegel.

Das Hattersheimer Gerichtsbuch dokumentiert eben diese Zeit des Übergangs. So werden hier beispielsweise für die Mitte des 16. Jahrhunderts gleich drei in der Gemeinde tätige Schultheißen genannt: Gerhards Hens (Michael) für das Stift St. Stephan, Lorentz Müller für die Abtei Altmünster sowie der Gemeindeschultheiß Nikolaus Burckhardt.

„Unser herzlicher Dank geht an Angelika Müller und Walter Kummer, die das Buch im Zuge einer Haushaltsauflösung gefunden und uns nun übergeben haben!“, berichtet Erste Stadträtin Heike Seibert. „Somit ist es nunmehr als öffentliches Archivgut für die Forschung nutzbar.“

Bürgerinnen und Bürger, die im Besitz von archivwürdigen Unterlagen, Fotos, Filmen und so weiter sind und diese abgeben möchten, können sich gerne an das Stadtarchiv Hattersheim, Landwehrstraße 4, 65795 Hattersheim am Main, E-Mail: stadtarchiv@hattersheim.de, Telefon: 06190 9266269 wenden.

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