Gedenken und Erinnern zum 9. November in Eddersheim

Gedenken und Erinnern zum 9. November in Eddersheim

Vortrag, Stolperstein-Reinigung und neues digitales Erinnerungsangebot

Im November 1938 wurden im gesamten Deutschen Reich tausende Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört. Auch in Hattersheim und seinen Stadtteilen wurden jüdische Einwohnerinnen und Einwohner Opfer von Gewalt, Einschüchterung und Verhaftung. Die sogenannte „Reichskristallnacht“ markierte den Übergang von der Diskriminierung zur systematischen Verfolgung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus.

Auch in diesem Jahr erinnert die Stadt Hattersheim am Main gemeinsam mit der städtischen AG Opfergedenken wieder an die Ereignisse rund um den 9. November 1938 und nimmt diesen Erinnerungstag zum Anlass, sich mit der Geschichte des „Dritten Reichs“ auseinanderzusetzen.

Gedenken vor Ort: Vortrag, Lesung von Biografien und Pflege der Stolpersteine
Am Sonntag, 9. November 2025 laden die Stadt Hattersheim am Main und die städtische AG Opfergedenken die interessierte Öffentlichkeit um 14 Uhr in das Pfarrheim St. Martin in Eddersheim, Backesstraße 4, zu einer besonderen Gedenkveranstaltung ein.

Im Mittelpunkt steht ein Vortrag von Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter zur Geschichte des jüdischen Lebens in Eddersheim. Im Anschluss machen sich die Teilnehmenden gemeinsam auf den Weg zu den Stolpersteinen in der Propsteistraße. Vor Ort wird die Biografie einer Opferfamilie gelesen und anschließend die Stolpersteine gereinigt. Musikalische Beiträge der Hattersheimer Musikschule werden das Gedenken begleiten. Zum Abschluss sind alle Gäste dazu eingeladen, weitere Stolpersteine vom Schmutz zu befreien oder sich im Pfarrheim zum gemeinsamen Austausch zusammenzufinden.

„Die Auseinandersetzung mit der Geschichte jüdischen Lebens am Ort sowie die Lesung der Lebensgeschichten machen das menschliche Schicksal hinter den Namen greifbar und bringen die Erinnerung zurück in die Nachbarschaft“, erläutert Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter. „Ich freue mich, dass wir im 880. Jahr der Ersterwähnung Eddersheims, 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, diesen Erinnerungstag hier begehen können und somit auch diesbezüglich den Fokus auf Hattersheims kleinsten Stadtteil legen können.“

Die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung ist selbstverständlich kostenlos – es wird jedoch um eine Anmeldung zur Teilnahme im KulturCenter Hattersheim gebeten (Telefon: 06190 979156; E-Mail: kartenservice@kulturforum.de).

Hinweis:
Zurzeit finden Sanierungsarbeiten in den Räumlichkeiten des KulturCenters statt. Daher bieten die Mitarbeitenden Servicezeiten im Verwaltungsgebäude der Stadtverwaltung im Alten Posthof, Sarceller Straße 1 an: dienstags von 15 bis 19 Uhr, donnerstags zwischen 15 und 18 Uhr, freitags von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr an. Der Zugang erfolgt über den Innenhof des Alten Posthofs.

Digitale Spurensuche – Lehrpfad „Steine erzählen Geschichte(n)“
Anlässlich des Erinnerungstages wurde vom Referat Kultur der Stadt Hattersheim am Main ein besonderes Angebot entwickelt: Der neugestaltete digitale Lehrpfad „Steine erzählen Geschichte(n)“ führt durch Eddersheim und macht dabei die NS-Geschichte des Stadtteils auf eindrückliche Weise erfahrbar – direkt vor Ort, auf dem eigenen Smartphone oder Tablet. Im Mittelpunkt stehen dabei die in Eddersheim verlegten 19 Stolpersteine. Die Geschichte(n) hinter den Steinen soll(en) durch diesen Lehrpfad digital zugänglich und den Betrachtenden nahegebracht werden.

„Unser neuer Lehrpfad ist nicht als lineare Stadtführung konzipiert. Ausgehend vom historischen Ortsmittelpunkt an der Katholischen Kirche erzählt er episodenhaft von den Schicksalen von Verfolgten und bettet deren Lebensgeschichten in den allgemeinen historischen Kontext ein“, berichtet Erste Stadträtin und Kulturdezernentin Heike Seibert: „Mit Texten, historischen Fotos und weiterführenden Informationen möchten wir ein Bewusstsein für die lokale Geschichte schaffen und das Gedenken an diese Schicksale lebendig halten.“

Die digitale Tour ist kostenlos über die App „Actionbound“ abrufbar, die für iOS und Android in den jeweiligen App-Stores bereitsteht. Die Tour kann über die Suchfunktion in der App gefunden oder über einen QR-Code gestartet werden, der auf der städtischen Website www.hattersheim.de/digitale-stadtfuehrungen

zur Verfügung steht. „Ein klarer Vorteil solcher digitalen Angebote ist es, dass sie jederzeit abrufbar sind und die Nutzerinnen und Nutzer unsere Stadt eigenständig erkunden können“, ergänzt Heike Seibert. „Wir möchten mit dem Angebot die Hattersheimerinnen und Hattersheimer ermuntern, ihre eigene Stadtgeschichte neu zu entdecken und sich intensiver mit den Schicksalen der Opfer auseinander-zusetzen.“

Ergänzende Angebote zum Erinnerungstag in Hattersheim
Neben der Gedenkveranstaltung in Eddersheim greift das Referat Kultur der Stadt Hattersheim am Main die Thematik weiterführend auf. Eine digitale Ausstellung zu den Ereignissen des Pogroms von 1938 in allen drei Stadtteilen ist über die städtische Website https://www.hattersheim.de/digitale-ausstellung abrufbar und wird im Anschluss an die Gedenkveranstaltung auch im Hattersheimer Stadtmuseum über Museums-Tablets zugänglich sein.

Die Stadtbücherei Hattersheim beteiligt sich am Gedenktag mit einer Medienausstellung in Eddersheim. Interessierte finden darüber hinaus Bücher, Filme und weiterführende Literatur zur Thematik und zur regionalen Erinnerungskultur online über den OPAC-Katalog: https://opac.winbiap.net/hattersheim.

Gemeinsam erinnern – Vergangenheit begreifen
Die Stadt Hattersheim am Main lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich dazu ein, am 9. November in Eddersheim innezuhalten, sich zu informieren und an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Der neue digitale Lehrpfad bietet dafür einen niedrigschwelligen und gleichzeitig tiefgründigen Zugang, um Geschichte im öffentlichen Raum sichtbar und lebendig zu machen.

Ergänzend zur Veranstaltung und zu den weiteren Angeboten ruft die städtische AG Opfergedenken auch in diesem Jahr alle Hattersheimer Bürgerinnen und Bürger wieder dazu auf, sich an der Reinigung der in allen drei Stadtteilen verlegten Stolpersteine zu beteiligen.

Die Stolpersteine liegen an folgenden Orten:

  • Hattersheim: Parkplatz Erbsengasse, Frankfurter Straße 36, Hauptstraße 1a, Hauptstraße 19, Mainzer Landstraße 52, Staufenstraße 16, Staufenstraße 26, Untertorstraße 18 und Weingartenstraße 9.
  • Okriftel: Alte Mainstraße 18, Kirchgrabenstraße/Ecke Jahnallee, Langgasse 3, Neugasse 1, Neugasse 3, Neugasse 6, Neugasse 10 und Neugasse 38, Privatstraße 10 und Wehrstraße 10.
  • Eddersheim: Bahnhofstraße 7, Bahnhofstraße 50, Fischergasse 11,
    Neckarstraße 27, Propsteistraße 3 und Propsteistraße 6.

Eine Anleitung zur einfachen und fachgerechten Reinigung der Stolpersteine ist auf der Homepage der Stolpersteininitiative (https://www.stolpersteine.eu/wissenwertes/stolpersteine-reinigen) zu finden. Man benötigt hierfür einen handelsüblichen Abwasch-Schwamm, ein Putzmittel für Messingoberflächen, ein Wischtuch sowie Wasser. Die Reinigung der Steine kann selbständig und ohne vorherige Rücksprache mit der Stadt Hattersheim am Main erfolgen.

Ansprechpartnerin bei Rückfragen zur Veranstaltung oder zum Stolpersteinprojekt ist Anja Pinkowsky vom Referat Kultur, E-Mail: anja.pinkowsky@hattersheim.de, Telefonnummer: 06190 970-142.

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